Neue Berufsbilder entwickeln sich viel zu langsam
Die Digitalisierung ist nach wie vor eine große Herausforderung für den Arbeitsmarkt. Diskussionen mit Bundesagentur für Arbeit und Landesministerium.
Digitalisierung, das bedeutete einmal nur, das analoge Werte in eine digitale Form umgewandelt werden. Heute sorgt der digitale Wandel nicht nur für neue Produkte und Dienste, sondern auch für einen Umbruch auf den traditionellen Märkten. Gerade für kleine und mittlere Unternehmen sind digitale Kompetenzen ein entscheidender Wettbewerbsfaktor. Aber auch in der Industrie kann Digitalisierung durch intelligente Produktionsverfahren höhere Produktivität und Effizienz erzielen. Wie Digitalisierung funktionieren kann, darüber informierten sich Raimund Becker, Vorstand Regionen der Bundesagentur für Arbeit, und Thomas Wünsch, Staatssekretär im Ministerium für Wirtschaft, Wissenschaft und Digitalisierung des Landes Sachsen-Anhalt, in der vergangenen Woche in der Firma Dögel GmbH in Dölbau.
Mathias Dögel hatte das Unternehmen vor 13 Jahren mit einer Hundesportplattform gegründet, die inzwischen weltweit agiert und in diesem Jahr mit dem ersten Platz beim Wettbewerb „Digitale Erfolgsgeschichten aus Sachsen-Anhalt“ ausgezeichnet wurde. Heute beschäftigen sich 40 Mitarbeiter in Dölbau und insgesamt 70 weltweit mit IT-Innovationen für die ganze Welt. „Digitalisierung wird oft einseitig verstanden“, so der Hausherr, „aber sie ist mehr als nur die Mechanisierung von verschiedenen Prozessen“. Gerade junge Unternehmen sind in dem eher gründungsunwilligen Deutschland die Vorreiter dafür. Stephan Bayer, Gründer und Geschäftsführer von sofatutor in Berlin, zum Beispiel hat sich mit einer digitalen Nachhilfe auf den Markt gewagt und bietet heute auch Safaris für Jobcenter-Mitarbeiter durch Berliner Start up-Unternehmen an, denn „in den Büros passieren die neuen Jobs“, so Bayer, „Lehrer, Eltern, Schüler und oft auch die Vermittler kennen sie aber nicht“.
Dass einige dieser neuen Berufsbilder bei den Menschen noch gar nicht angekommen sind, das musste auch Raimund Becker zugeben: „Wir transportieren immer die gleichen Berufsbilder.“ Traditionelle Berufe entwickeln sich zu langsam für die neue Arbeit und es gibt auch keine speziellen Ausbildungen dafür. „Denn die Digitalisierung zieht sich durch alle Bereiche“, so Becker und deshalb werde sich die Wirtschaft in den kommenden Jahren verändern. Den digitalen Wandel in Deutschland erfolgreich gestalten, das hat sich deshalb auch die Bundesregierung auf die Fahnen geschrieben und die im Sommer 2014 beschlossene Digitale Agenda 2014-2017 auf der CeBIT 2016 durch die Digitale Strategie 2025 ergänzt. Denn Digitalisierung ist nicht nur ein Arbeitsfeld junger Start up-Unternehmen, sondern sie wird zukünftig mit alle ihren Vor- und Nachteilen die Wirtschaft auf allen Gebieten beeinflussen.